Rammstein, Justin Timberlake und Stimming, drei musikalische Phänomene wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch stellen sie allesamt Vergnügen, Passion und Inspiration für den folgenden jungen Mann dar, dessen Leben nicht nur auf Musik beruht, sondern auch tagtäglich von ihr bestimmt und untermalt wird.
Ben van Flijken, seinem Künstlernamen widersprechend kein Holländer, sondern ein waschechter Münchner, ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Soundcloudwelt und repräsentiert mit seinem Können eine Gruppe von DJ’s, die sich dem Mainstream gekonnt widersetzen und ungeachtet aller Trends ihrer Leidenschaft mit Kreativität und Hingabe nachkommen.
Seinen aktuellen Mix „Welcome to the Jungle, Punk“ nahmen wir nun als Anlass, nicht nur den abenteuerlichen Set-Titel, sondern auch seinen abwechslungsreichen, musikalischen Werdegang zu hinterfragen und stolperten dabei über die ein oder andere Überraschung.
Wenn man in der Musiksammlung Benni Benzingers gräbt, findet man neben deutschem Rock, R’n’B und House auch schnell Richtungen wie Hardstyle, Hip Hop und Trance. Lyrische Texte, Klaviermusik, aber auch der Sound einer E-Gitarre lassen sein Musikerherz höher schlagen und bringen ihn zum Tanzen oder Entspannen. Sich auf einen speziellen Stil festzulegen, lag noch nie in seinen Genen und so wundert es nicht, dass er bis vor wenigen Jahren fernab der elektronischen Szene sein Unwesen trieb.
„Ich würde ja gerne erzählen, wie ich schon in jungen Jahren zu den coolsten Underground Dj’s aufgeblickt habe, aber dem ist überhaupt nicht so. Ich fand Dance, Electro und Trance schon immer toll, aber das beschränkte sich immer nur aufs Geringste und mein CD Regal hat sich in meiner Jugend eher aus Bravo Hits und Just The Best zusammengesetzt.“
Der anfänglichen Leidenschaft zur Pop- und Chartmusik kam er dann auch in seiner eigenen Webradioshow nach, die sich über mehrere Jahre erstreckte und seine Beziehung zur Musik intensivierte. „Das war eine total spannende und spaßige Sache. Vor allem die Reaktionen der Leute mitzubekommen war eine wirklich großartige Erfahrung. Als es die Sendung dann allerdings nicht mehr gab, musste ich mich erstmal neu orientieren.“
Was bei seinem vielseitigen Geschmack nicht sehr lange dauerte. 2010 besuchte er erstmals die Sensation in Amsterdam und war umgehend von der Tanzmusik begeistert. „Ich habe mich von dem Deep und Tech House Sound komplett überwältigen lassen. Dort erst wurde mir so richtig bewusst, dass mir diese Richtung am besten gefällt.“
Und da sich Benni bereits zuvor das ein oder andere Mal am Mixing versucht hatte, wenn auch im Bereich Trance und Pop, ließ er sich nicht lange bitten und erlebte sehr schnell ein ganz neues, berauschenden Gefühl beim Mischen von elektronischer Musik. „Anfangs habe ich nur aus Lust und Laune versucht erste Mixe zu kreieren. Mit Virtual DJ gelang mir das dann auch eher schlecht als recht und wenn ich heute an meine ersten Sets zurückdenke, schäme ich mich fast ein bisschen dafür. Aber jeder fängt mal klein an und letztendlich hat es mich einfach gepackt und mir unendlich Spaß gemacht.“
Selbst noch unschlüssig über das eigene Können, überredete ihn schließlich ein Freund anfängliche Werke ins Internet zu stellen und dort dauerte es nicht lange, bis sich erste Zuhörer und Liebhaber seiner Mixe eingefunden haben. Nachdem sich dann das positive Feedback immer weiter häufte, entschloss er sich zu investieren, kaufte passendes Equipment und fing an sich in seinem neu gewonnen Hobby so richtig wohlzufühlen und auszuleben.
„Als eines meiner Sets zum ersten Mal gefeatured wurde, ging die Post so richtig ab. Ich habe viele Menschen kennengelernt und stand von nun an im ständigen Austausch mit ihnen. Und obwohl es mir nie darum ging, viele Hörer zu haben, ist es natürlich wahnsinnig schön hunderte von ihnen zu begeistern. Ein Set mit meinen musikalischen Favoriten zu erstellen, in das all meine Gedanken, Gefühle und Emotionen stecken; Zu sehen, wie viel Spaß es nicht nur mir bereitet, sondern auch so vielen verschiedenen und eigentlich unbekannten Menschen – Das ist einfach ein unglaubliches Gefühl.“
Dass das auf einen nahezu unerfahrenen Künstler aber auch sehr schnell großen Druck ausüben kann, gesteht uns der Münchner ebenfalls ein. „Ehrlich gesagt war es ab diesem Zeitpunkt gar nicht mehr so einfach neue Mixe zu erstellen, da ich es plötzlich jedem meiner Hörer recht machen wollte und ich den Anspruch an mich selbst extrem hoch geschraubt habe. Ich wollte einfach alles perfekt machen. Aber das konnte ich dann glücklicherweise doch relativ schnell wieder abschütteln, sonst hätte es mir vielleicht irgendwann den Spaß an der Sache genommen.“
Und um den Spaß sollte es doch letztendlich immer gehen. Es jedem recht zu machen ist nahezu unmöglich, dass weiß er mittlerweile ebenfalls. Und doch schafft er es immer wieder mit seinen Musikzusammenstellungen neue Maßstäbe zu setzen und sich von der breiten Soundcloudmasse abzuheben. Ein Grund dafür sind neben den großartig gewählten Tracklists auch die besonders durchdachten Intros. „Oftmals versuche ich mit der Musik eine Geschichte zu erzählen, was mir zugegebenermaßen nicht immer gelingt. Den Anspruch habe ich auch gar nicht. Was ich aber mag, ist die Verbindung aus einem schönen Mix-Titel, einem passenden, individuell gestalteten Titelbild (ich bin außerhalb der Musikwelt Mediendesigner) und einem schönen Beginn. Teilweise beansprucht die Auswahl und das Erstellen eines Intros genauso viel Zeit, wie das Anpassen der restlichen Tracks. Das ist es mir aber allemal wert.“
So steckt auch in seinem aktuellen Mixtape genau diese feinfühlige Arbeit, die uns schon in der Vergangenheit immer wieder staunen und aufhorchen ließ. „Die Idee zum neuen Mix kam bereits vor einiger Zeit, als ich zufällig auf ein altes Album von Limp Bizkit gestoßen bin. Die erste Strophe des Liedes ‚My Generation’ startet mit den Worten ‚Welcome to the Jungle, Punk. Take a look around.’ Diese sind mir dann so im Kopf hängen geblieben, dass ich mich kurzerhand dazu entschloss meinen Mix ganz im Dschungelstil zu inszenieren. Passend dazu habe ich als Intro einen wundervollen Dialog aus der Serie Lost gewählt, die ja inhaltlich auch hervorragend an das Thema anschließt.“
Und als Resultat schenkt uns Benni 79 wilde und äußerst abwechslungsreiche Minuten, die es mehr als nur zu hören lohnt, soviel sei an dieser Stelle versprochen.
Aber nach so vielen interessanten Einblicken bleibt nun doch noch eine Frage, die uns mehr als brennend interessiert. Werden wir Ben van Flijken und seine außergewöhnlich guten Sets auch mal live erleben dürfen?
„Haha, die Frage aller Fragen. Also, momentan lege ich wirklich nur alleine im stillen Kämmerchen auf. Ich bin letztes Jahr total überrascht worden, als erste Bookinganfragen eingeflogen sind. Ich fühle mich unheimlich geehrt, bin aber nicht wirklich der extrovertierte Mensch und so würde es mich einiges an Überwindung kosten, vor Publikum aufzulegen. Womit ich allerdings nicht ausschließen möchte, dass es mich nicht doch irgendwann packt und ich der wilden Tanzmeute ordentlich einheize.“
Eines steht für uns jedenfalls fest: Wir wären mit Sicherheit die ersten vor Ort, die sich von ihm und seinem Sound begeistern lassen würden.
01. A Winged Victory For The Sullen – Steep Hills Of Vicodin Tears vs The White Rabbit (BvF Intro Edit)
02. Rone – Bye Bye Macadam (Isotroph Remake)
03. Fur Coat – She’s All Good f/ Big Bully (Extended Version)
04. East End Dubs – Charlie Foxtrott
05. Lily Ackerman – Africa (Emanate S Midnight In Mosambique Remix) w/ Mindskap – Godzluv (Acapella)
06. 4th Measure Man – 4 You (Maya Jane Coles Remix)
07. Nyma – Kybernetik
08. Renato Cohen – Suddenly Funk (2000 And One’s Low Motion Remix)
09. Gab Rhome – 1990 As In Gold Was Born
10. Matthew Dekay, Lee Burridge – Holding On (Dub)
11. Deep’a & Biri – Barzilay Groove
12. Avatism – The Slug
13. Hobo – Blackwell
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